U18 des VfB verpasst Gold unglücklich
- Fotogalerie zum U18 DBB-Pokal Final Four von Sven Kuczera Photography
- Original-Bericht der Gießener Allgemeine vom 30.05.2016
(gae) Versteinerte Gesichter und Enttäuschung pur. Die U 18-Basketballer des VfB 1900 Gießen waren am Boden zerstört. Bis in die Schlusssekunden hinein sahen sie wie der Sieger aus. Doch letztlich holte sich Alba Berlin mit dem 68:66 den deutschen Pokal.
So hart kann Sport sein. Da kontrollierst du ein Finale und liegst fast immer vorne. Und dann kommt der Moment, in dem du den brutalen Niederschlag erfährst. Das mussten die Basketballer des VfB 1900 Gießen am Sonntag am eigenen Leib spüren. Im Finale um den deutschen Pokal (gleichzusetzen mit dem nationalen Titel in dieser Altersklasse) kontrollierte das U18-Team des Coachgespanns Tobias Bender und Dejan Kostic gegen Alba Berlin das Geschehen auf dem Feld. Die rund 250 Zuschauer in der gut gefüllten Sporthalle der Gießener Theodor-Litt-Schule hatten gedanklich schon in den Siegermodus geschaltet. Und dann drehte sich 16,3 Sekunden vor dem Ende das Spiel.
Zuvor stellte Kevin Hoxhallari mit dem Ablauf der 24 Sekunden per Floater zur 64:61-VfB-Führung. Der im Team der »Albatrosse« überragende Salijevic antwortete postwendend mit einem Zieher zum 63:64, doch die Gießener schlugen in Form von Tim Kordyaka zum 66:63 zurück. Aber dann passierte etwas Außergewöhnliches. Bei 16,3 Sekunden Restspielzeit verwandelte der Berliner Sahid einen »Notdreier« zum Ausgleich, dabei soll er gefoult worden sein – wie es zumindest die unsicher pfeifenden Schiedsrichter auslegten. Da Sahid den Bonuswurf ebenfalls traf, bekamen die Albatrosse insgesamt vier Punkte zugesprochen und lagen nun mit 67:68 in Front. Der VfB besaß aber bei Ballbesitz die Chance, den siegbringenden Korb zu erzielen. Doch den Spielern um den stark aufspielenden Bjarne Kraushaar gelang es nicht mehr, einen vernünftigen Abschluss zu kreieren, sodass die Berliner letztlich den 68:66-Sieg davontrugen – ein wahrlich glücklicher für Alba.
»Leider hat uns das Glück gefehlt. Das ist extrem bitter«, konstatierte Coach Bender, der mit seinem Partner Kostic eine Menge Trostarbeit verrichten musste. »Die Jungs haben sich über die gesamte Saison hinweg toll entwickelt, sich von Turnier zu Turnier gesteigert. Sie haben einen super Job gemacht«, zog er Bilanz. Und auch ihm merkte man deutlich die Enttäuschung über das Verpasste an. Es fehlte neben dem Quäntchen Glück aber auch manchmal der erfolgreiche Abschluss. Es wurden einige leichte Punkte an der Freiwurflinie und bei Korblegern liegengelassen – das rächte sich schließlich.
Der VfB hätte den Sieg aber ebenfalls verdient gehabt. Wie am Samstag, als die Gießener im Halbfinale MTSV Schwabing mit 83:72 bezwangen, steigerten sie sich gegen Berlin in der zweiten Hälfte. Schon vorab gab es eine gute Meldung aus dem Lager des VfB, denn Tim Uhlemann biss nach seiner Sprunggelenksverletzung aus dem Schwabing-Spiel auf die Zähne und stellte seine Dienste für das Endspiel zur Verfügung. »Es tut zwar weh, aber ich spiele«, sagte der getapte Uhlemann kurz vor der Partie. Und dann stand er sogar in der Startaufstellung und ließ gleich einen Dreier zur 3:0-Führung einfliegen. Nach dem ersten Viertel stand es 18:16 für den Gastgeber. Im zweiten Viertel drehte Spielmacher Kraushaar auf und erzielte sieben Punkte in Folge (25:18, 13.). Anschließend agierten die VfB-Jungs, die lautstark von den Fans angefeuert wurden, in der Abwehr in einer 2-3-Zone, gegen die es die Hauptstädter schwer hatten. Mit dem 31:31 ging es in die Halbzeit.
Viertel drei war eine Werbung für den U18-Basketball. Beide Teams spielten auf hohem Niveau, in der Offensive und Defensive. No-look-Pass von Kraushaar, Floater von Hoxhallari oder die wichtigen Dreier von Kordyaka, der wie schon gegen Schwabing zu den stärksten Akteuren der Gießener zählte. Mit dem 49:46 wurde das finale Viertel eingeläutet.
Dort trumpfte das Trio Kraushaar, Uhlemann und Kordyaka erneut auf, Hoxhallari und Fabian Bender indes verrichteten in der Defense Schwerstarbeit. Beim 57:51 (34.) von Kraushaar klatschten die Zuschauer laut Beifall, unter denen auch die beiden Lischka-Brüder Benjamin und Johannes weilten. Man hatte das Gefühl, der VfB 1900 Gießen hat die vollkommene Kontrolle über das Spiel. Doch dann brachen die letzten 16,3 Sekunden an – und das Unheil nahm für die Gießener seinen Lauf...
VfB 1900 Gießen: Bjarne Kraushaar (21 Punkte gegen Schwabing, 22 gegen Berlin) Kevin Hoxhallari (14/6), Clement Fischer, Tim Uhlemann (18/14), Lucas Mayer (13/8), Tim Kordyaka (16/15), Jan Lohwasser, Fabian Bender (1/0), Joshua Mattern, Lukas Wöll (0/1).
Quelle: Gießener Allgemeine | 30.05.2016